
Der Frust saß tief nach dem letzten Samstag. Den Re-Start hatten die Kicker aber so völlig vermasselt und ließen völlig niedergeschlagene Clubfans zurück. Der Optimismus wich dem Pessimismus. Wir wollen nicht an Liga 4 denken, aber wir müssen uns damit irgendwie beschäftigen. Nützt ja alles nichts.
Nach der unnötigen Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern trösteten wir uns mit dem Gedanken, dass es ganz so schlecht nicht aussah. Mehrere hundertprozentige Chancen wurden herausgespielt, aber ein Tor kam nicht dabei heraus. Ein Manko, neben den vielen Ballverlusten, ist aber auch die fehlende Schnelligkeit bei Konterspielen. Man möchte von draußen am liebsten die Spieler von hinten anschieben. Viel zu oft wird abgestoppt und dann wieder hinten herum das Spiel aufgebaut. Es scheint, dass man mehr auf Ballbesitz spielen möchte. Doch die vielen Ballverluste zeigen ein anderes Bild.
Die vielen englischen Wochen, die vor einem liegen, machen es zusätzlich nicht einfach. Von daher waren wir gespannt, was der Trainer nun in Petto hatte. Gemunkelt wurde bereits viel vor Anpfiff, doch dann kam die Gewissheit. Ein Jürgen Gjasula, Rico Preißinger und Timo Perthel ließ der Trainer dann mal gleich komplett zu Hause. Ein Blick auf die Aufstellung ließ uns dann kurzzeitig das Atmen vergessen. Spieler aus der "zweiten" Reihe kamen in die Startelf. Ein Kapitän Christian Beck und Sören Bertram mussten erstmal auf den Stühlen, abseits des Rasens, Platz nehmen. Auch ein ungewohntes Bild. Trainer Wollitz hatte ganze 8 Wechsel in der Startelf vorgenommen. Mutig. Sehr mutig, dachten wir uns und er bestätigte dies dann auch noch vor dem Spiel. Doch er vertraute seiner neuen Startelf.
Aufgeregt war wohl jeder Clubspieler. Jedes Spiel ist ein Sechs-Punkte-Spiel. Und mit dem Anpfiff war sich keiner sicher, wie diese Partie enden würde. Würzburg setzte auf die Startelf vom Sieg in Meppen. Ersatzkapitän Tobias Müller motivierte seine Vorderleute. Dann begann ein schnelles Spiel auf beiden Seiten. In der 5. Minute bekam Würzburg auch gleich eine Ecke und ein Deja-vu machte sich breit. Doch als wir kein Gegentor kassierten und Magdeburg weiterhin mutig nach vorne spielte, war das Spiel vom Kopf her offen.
Von Beginn an wurde das Spiel auch von vielen Unterbrechungen geprägt. Doch völlig unerwartet, verletzte sich unsere Abwehrmann Dustin Bomheuer so schwer, dass er mit einer Trage vom Platz getragen werden musste. Die erste erschütternde Diagnose hieß "Kreuzbandriss". Das Karriereende? Das wäre schrecklich für ihn, doch im Spiel musste nun Eigengewächs Philipp Harant ran. Und er zeigte, dass er soweit ist. Er klärte die Bälle ruhig und sauber und auch die Pässe kamen bei seinen Mitspielern an. Kurz darauf, als wenn sie es für ihren verletzten Mitspieler einleiteten, kam eine Ecke genau auf die Nase von Tobias Müller und er drückte den Ball über den Kickers Torwart Vincent Müller, ins Netz (38.min). Riesen Jubel und große Erleichterung bei allen Anhängern.
Die erste Halbzeit gehörte weiterhin den Magdeburgern. Doch nach der Pause wurde Würzburg stärker. Auf beiden Seiten wurden Großchancen herausgespielt und dieses Mal war der Club im Glück. Das Tor war wie vernagelt. Torwart Morten Behrens hielt die Bälle am Fließband. Nach vorne versuchten die schnellen Läufer Sirlord Conteh und Leon Bell Bell den Ball in den Strafraum zu spielen, doch es lief noch nicht so rund. Im Laufe des Spiels kamen dann auch alle fünf Wechsel zum Einsatz und auch Christian Beck und Sören Bertram kamen zu ihren Spielminuten. Doch sie konnten keine entscheidenden Akzente mehr setzen. Mit mehr Glück als Verstand retteten die Magdeburger die drei Punkte.
Fürs Herz hätte man die Partie schon viel früher "eintüten" können. Doch leider schießen wir momentan einfach zu wenig Tore.
Gefühlsmäßig fühlte ich mich nach diesem Spiel wie gerädert. Eine wilde Achterbahnfahrt ging gut zu Ende. Die Freude über den Sieg musste erst in den Kopf. Musste ankommen im Kleinhirn um zu verstehen, dass sich ein Sieg wirklich so anfühlt. So gut. Und dennoch macht sich jedes Mal schnell die Angst wieder breit. Das nächste Spiel folgt bereits am Freitag. Da empfangen wir keinen Geringeren als den KFC Uerdingen. Mit unserem Ex-Trainer Stefan Krämer an der Linie. Das wird ein hartes Unterfangen. Egal wie ... wir müssen weiterpunkten.
Neuer Gegner. Neues Spiel. Neue Chance.
Einmal-Immer!